Der geheimnisvolle Fall des „Boy in the Box“
Es ist der 25. Februar 1957. In einem abgelegenen Waldstück im Norden von Philadelphia wird eine unscheinbare Pappschachtel entdeckt. Ihr Inhalt erschüttert die ganze Stadt: der leblose Körper eines kleinen Jungen, eingehüllt in eine karierte Decke. Niemand weiß, wer er ist. Niemand meldet ihn vermisst.
Der Junge ist schmächtig, unterernährt, zwischen vier und sechs Jahre alt. Sein Haar wurde frisch abgeschnitten, Finger- und Fußnägel sorgfältig gepflegt – fast so, als habe jemand ihn „vorbereitet“. Doch die Spuren grausamer Gewalt sind unübersehbar: blaue Flecken, Narben mehrerer Operationen, eine schwere Kopfverletzung.
Die Polizei startet eine der größten Ermittlungen ihrer Zeit. Über 400.000 Flugblätter werden verteilt, ein rekonstruierter Kinderporträt geht durch die Presse. An Tankstellen, in Geschäften, sogar in Waisenhäusern sucht man nach einer Spur. Doch niemand erkennt ihn. Niemand fragt nach ihm.
Unzählige Theorien machen die Runde: Könnte es sich um den verschwundenen Steve Damman handeln, ein Junge aus New Jersey, der 1955 spurlos verschwand? Oder stammt das Kind aus einem Heim, wie eine Hellseherin behauptet? Jede Fährte, so vielversprechend sie scheint, endet im Nichts.
Auch Jahrzehnte später reißen die Spekulationen nicht ab. Eine Frau meldet sich und behauptet, der Junge sei von ihrer Familie aufgenommen und misshandelt worden. Ihre Erzählung passt in manchen Details beängstigend gut zu den Befunden der Gerichtsmedizin. Doch ihre Glaubwürdigkeit bleibt zweifelhaft, und die Ermittlungen geraten erneut ins Stocken.
Mehr als 65 Jahre bleibt der Fall ungelöst. Der Junge ruht anonym auf dem Friedhof, sein Grabstein trägt die Worte: „Amerikas unbekanntes Kind“.
Dann, im Jahr 2022, gelingt der Durchbruch. Moderne DNA-Analysen enthüllen endlich seine Identität: Joseph Augustus Zarelli, geboren am 13. Januar 1953. Das namenlose Opfer hat nun einen Namen – aber keine Gerechtigkeit.
Bis heute bleibt offen: Wer war verantwortlich für den Tod dieses Kindes? War es jemand aus der Familie? Ein Fremder? Oder steckt eine Wahrheit dahinter, die niemand zu ahnen wagt?
Das Rätsel um den „Boy in the Box“ ist damit noch lange nicht gelöst. Es ist ein Fall, der die Ermittler bis heute nicht loslässt – und der vielleicht irgendwo, in der Erinnerung eines Menschen, noch den Schlüssel zur Wahrheit trägt.