Das Geheimnis von Rillington Place

Das Geheimnis von Rillington Place – Serienmorde hinter verschlossenen Türen

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London, Winter 1952.
In der schmalen Gasse 10 Rillington Place scheint alles unscheinbar: ein kleines Backsteinhaus, verschlossene Fenster, kaum ein Laut. Doch hinter den vergilbten Tapeten bahnt sich ein Albtraum an, der Jahre später ganz Großbritannien erschüttern wird.
Ein Abend voller Stille – und ein Verschwinden
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Am 14. Dezember 1952 endet die Ehe von John und Ethel Christie auf grausame Weise. In der Dunkelheit ihres Schlafzimmers verliert Ethel das Leben. Niemand hört Schreie, kein Nachbar schöpft Verdacht. Am nächsten Tag erzählt John unterschiedliche Geschichten: Ethel sei krank, sie besuche Verwandte, sie habe London verlassen. Freunde erhalten Briefe, angeblich von ihr diktiert, doch kein einziger ist von ihrer Hand geschrieben.
Christie kündigt bald seine Arbeit, verkauft Schmuck, Möbel, selbst den Ehering seiner Frau, und fälscht ihre Unterschrift, um ihr Konto zu leeren. Für die Nachbarschaft bleibt er der höfliche, unauffällige Mann – und doch ist Ethel wie vom Erdboden verschluckt.
Neue Opfer – eine tödliche Methode
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Anfang 1953 tauchen drei weitere Frauen in seinem Haus auf: Kathleen Maloney, Rita Nelson und Hectorina MacLennan. Zwei von ihnen sind keine Prostituierten, eine von ihnen ist schwanger. Keiner von ihnen ahnt, dass der freundliche Hausbesitzer längst einen Plan gefasst hat.
Christie perfektioniert eine tödliche Technik. Mit einem Gummischlauch leitet er Gas aus der Küchenleitung in das Esszimmer. Während seine Gäste arglos warten, füllt sich der Raum mit Kohlenmonoxid. Die Frauen verlieren das Bewusstsein – und werden anschließend mit einer Schlinge lautlos getötet. Die Leichen schiebt er in eine schmale Mauernische, verkleidet alles mit Tapete. Für Außenstehende bleibt die Wand makellos.
Ein schicksalhafter Fund
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Am 24. März 1953 zieht ein junges Paar in die Wohnung ein. Beim Bohren für ein Regal bemerkt Mieter Beresford Brown eine hohle Stelle. Er löst die Tapete – und blickt in eine Kammer des Schreckens: drei übereinanderliegende Körper. Die Polizei durchsucht das ganze Gebäude und stößt auf weitere Überreste sowie seltsame „Andenken“, die Christie gesammelt hat.
Die Jagd auf den unsichtbaren Nachbarn
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Inzwischen ist Christie verschwunden. Er irrt tagelang durch London, schläft in billigen Unterkünften und Cafés. Erst am 31. März wird er nahe der Putney Bridge von einem wachsamen Polizisten erkannt. In seiner Manteltasche: Zeitungsausschnitte über einen alten Nachbarschaftsfall, bei dem Timothy Evans drei Jahre zuvor für den Mord an seiner Frau und seinem Kind hingerichtet wurde.
Bei den Vernehmungen gesteht Christie sieben Morde, darunter auch den an Beryl Evans. Den Tod des kleinen Kindes bestreitet er – doch seine Aussagen erschüttern die damalige Rechtsprechung und führen 1966 zur vollständigen Rehabilitierung von Timothy Evans.
Prozess, Urteil und Nachhall
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Im Sommer 1953 steht John Christie vor dem Old Bailey. Die Beweise sind erdrückend: Gasleitungen, Tatwerkzeuge, präparierte Leichen, eindeutige Gutachten. Am 15. Juli 1953 endet der Prozess mit dem Todesurteil. Christie wird im Gefängnis Pentonville hingerichtet.
Doch das Echo dieses Falles klingt lange nach. Die Enthüllungen über den Justizirrtum im Fall Evans lösen landesweite Empörung aus und tragen maßgeblich zur Bewegung gegen die Todesstrafe in Großbritannien bei.
Ein Ort als düsteres Mahnmal
Heute existiert die Hausnummer 10 Rillington Place nicht mehr. Doch der Name bleibt Sinnbild für eine der rätselhaftesten Mordserien der britischen Kriminalgeschichte – ein Fall, der zeigt, wie das Unfassbare inmitten einer scheinbar harmlosen Nachbarschaft geschehen kann und wie dünn die Linie zwischen Normalität und Albtraum manchmal ist.

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