Bayerischer Vermieter senkt die Mieten kräftig: ‘Die Gehälter meiner Mieter steigen nicht, die Ausgaben aber schon’

Vermieter Richard Reischl greift zu einer ungewöhnlichen Maßnahme: Er reduziert für zwei Familien die Miete um 100 Euro. “Deren Gehälter steigen aktuell nicht, die Ausgaben aber schon”, sagt er.

 

Die Energiepreise schnellen in die Höhe und auch im Supermarkt wird alles teurer – für viele Bürger:innen ist das ein echter Anlass zur Sorge. Manche müssen sich sogar Gedanken darüber machen, ob sie sich die Miete weiterhin leisten können. Sie können von Glück sagen, wenn sie einen Vermieter wie Richard Reischl haben.

 

Reischl ist seit acht Jahren Bürgermeister der kleinen bayrischen Gemeinde Hebertshausen (6000 Einwohner) und Besitzer von vier Mietwohnungen. Während andere Vermieter die Preise anheben und in vielen Städten die Mieten unerschwinglich werden, handelt er gegen den Trend: Reischl hat zwei Familien, die in seinen Immobilien wohnen, die Kaltmiete freiwillig um 100 Euro reduziert – das entspricht immerhin 14 Prozent der Gesamtmiete. Zunächst bis zum Jahresende, aber: “Sollten sich aber die Kosten weiterhin so hoch zeigen, verlängere ich mein Angebot eben”.

CSU-Bürgermeister senkt Miete um 100 Euro

“Meine Mieter sind alles sehr langjährige, zuverlässige Mieter. Ich möchte diese nicht verlieren”, begründet er seinen Schritt auf stern-Anfrage. “Deren Gehälter steigen aktuell nicht, die Ausgaben aber schon.” Auf Facebook machte er seine Mietminderung öffentlich und erntete dafür fast ausschließlich positive Reaktionen. “Wer mehr hat, kann mehr geben”, erklärte er dort.

 

Mit seinen anderen Mietparteien hat der CSU-Kommunalpolitiker die Mietreduzierung für die Familien, die besonders unter den steigenden Preisen zu leiden haben, abgesprochen – sie haben sofort zugestimmt. Die Familien seien “sprachlos und total überrascht” gewesen angesichts der überraschenden finanziellen Entlastung, erzählte Reischl dem stern.

Richard Reischl: “Jeder Mensch muss einen Beitrag leisten”

Für ihn ist diese Entscheidung ein Beitrag zu einem menschlicheren Miteinander auch in Zeiten der Krise. “Ich finde jeder Mensch muss einen Beitrag leisten in Krisen und für die Gemeinschaft. Nicht alles kann immer die Politik lösen”, so Reischl. “Ich habe für mich beschlossen, eben auf etwas Einnahmen zu verzichten. Warum sollen nur andere Verzicht üben müssen?” Für ihn selbst seien die Einbußen “absolut verkraftbar”.

 

Dass er seinen Schritt öffentlich gemacht hat – nach seinen Angaben haben schon mehr als eine Millionen Menschen seinen Facebook-Post gesehen –, will der Bürgermeister nicht als Aufforderung an andere verstanden wissen, es ihm gleichzutun. Sehr wohl aber wünscht er sich, dass auch weitere Vermieter durch sein Vorbild ins Nachdenken kommen.

 

Für ihn selbst geht es – im Gegensatz zu herkömmlichen Immobilienfirmen – nicht in erster Linie um Profitmaximierung: “Ich will meine Lebenszufriedenheit vergrößern, wenn möglich auch jedes Jahr. Und diese Entscheidung ist für mich eine größere Rendite als Geld”, sagt Richard Reischl. “Ich fühle mich damit sehr wohl.”

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