Als Alex Skeel 16 Jahre alt ist, lernt er die gleichaltrige Jordan auf einer Schule in Bedford (England) kennen. Sie werden ein Paar, für Alex ist es die erste Beziehung und Jordan seine große Liebe. „Am Anfang war alles schön und wie bei jedem anderen Paar auch“, erzählt Alex aus dieser Zeit. Dass sie alles andere als ein normales Pärchen sein würden, ahnte der Teenager damals noch nicht.
Denn nach zwei Jahren Beziehung begann Jordan sich zu verändern. Immer wieder beschimpfte sie ihren Freund, dass er „dumm“ und „minderbemittelt“ sei, und fing an, sein Facebook-Konto und seine Kontakte mit Freunden zu kontrollieren. Dazu kamen Psycho-Spiele und makabre Scherze, die den jungen Mann fertigmachen.
So erzählte sie ihm eines Tages, dass seine Mutter angerufen hätte: Sein Großvater sei gestorben. Nachdem Alex zwei Stunden über den Tod seines Opas geweint hatte, fragte sie ihn, warum es ihm so nahegehe, es sei doch nur erfunden gewesen und sein Großvater sei noch am Leben. Trotz dieses Vorfalls zog der junge Mann mit Jordan zusammen und läutete damit eine noch schrecklichere Episode ihrer Beziehung ein.
Nun kam neben dem psychischen Druck, den die junge Frau auf Alex ausübte, fast täglich auch körperliche Gewalt hinzu. „Drei Jahre ging der Psychoterror, danach wurde es körperlich“, berichtet Alex von der Veränderung. Was folgte, waren Schläge mit verschiedenen Gegenständen, Stiche mit einem Küchenmesser und Verbrennungen mit kochendem Wasser.
Neben den körperlichen Misshandlungen musste Alex den Kontakt zu seiner Familie und seinen Freunden abbrechen – unter der Androhung, ihn umzubringen. „Sie sagte immer wieder, dass es normal sei, sich so zu streiten. Aber das war nicht normal, sie wollte mich verändern“, lässt der junge Mann die Beziehung Revue passieren.
Die Misshandlungen blieben von den Nachbarn nicht unbemerkt, schließlich hörte man die Schreie des jungen Mannes und sah die Blessuren, die er davontrug. Nicht nur einmal wurde die Polizei gerufen, aber jedes Mal beteuerte Alex, dass er sich die Verletzungen selbst zugezogen habe.
Eines Tages erlitt er jedoch durch eine Messerattacke so schlimme Verletzungen, dass er im Krankenhaus operiert werden musste. Der Arzt fragte Alex, ob es für ihn sicher sei, nach Hause zu gehen. Als Jordan den Operationssaal verlassen musste, verneinte der geschundene Mann. Der Arzt erstattete Anzeige gegen die junge Frau, jedoch hatte Alex Todesangst vor seiner Freundin, sodass er nicht gegen sie aussagte.
Mitte des letzten Jahres hatten die Nachbarn genug von den Misshandlungen und riefen ein weiteres Mal die Polizei und einen Krankenwagen. Die Helfer fanden den schwer verletzten Alex in der Wohnung, als er gerade versuchte, seine Wunden provisorisch zu verarzten. Erst als ein Polizeibeamter Alex sagte, dass er ihn so lange auf dem Revier festhalten würde, bis er die Wahrheit über seine Verletzungen offenbare, brach der verängstigte junge Mann sein Schweigen.
Mithilfe von Aussagen der Nachbarn konnte Jordan angezeigt und verurteilt werden. Die gewalttätige Frau wurde wegen Freiheitsberaubung und schwerer Körperverletzung zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt. Des Weiteren darf sie sich auf unbestimmte Zeit ihrem Ex-Freund nicht mehr nähern.
Alex hat von dem jahrelangen Missbrauch nicht nur Verbrennungen und viele Narben davongetragen, Ärzte stellten auch Hirnverletzungen und ein Trauma fest. Dennoch möchte der junge Mann nicht anonym bleiben, sondern anderen Betroffenen helfen. Er trifft sich mit einer Gruppe von anderen Opfern häuslicher Gewalt und möchte in Zukunft ein Zentrum als Rückzugsort für Männer schaffen.
In dem folgenden Video kannst du dir ein Interview mit Alex anschauen, in dem er seine Geschichte erzählt (in englischer Sprache):
Sehr oft wird häusliche Gewalt mit weiblichen Opfern in Verbindung gebracht. Dass Männer auch Opfer sein können, glauben viele nicht. Alex ist jedoch kein Einzelfall und seine Geschichte sollte dazu beitragen, dass man sensibler mit diesem Thema umgeht.