Junge (8) von Mutter und Freund gefoltert und ermordet – der Grund versetzt uns in Rage

„Schlimmer als animalisch“ nannte der Richter den Mord an Gabriel Fernandez.

 

Der Achtjährige verbrachte sein kurzes Leben in einem Strudel aus Hass und Schmerz, aus dem es kein Entrinnen gab. Denn der Hass kam aus seiner eigenen Familie.

Am 22. Mai 2013 ging ein dringender Anruf in einer Notrufzentrale ein.. Eine Frauenstimme am anderen Ende verlangte sofortige Hilfe – ihr 8-jähriger Sohn, Gabriel Fernandez, hatte aufgehört zu atmen.

 

Als die Sanitäter vor Ort ankamen, fanden sie den leblosen Körper eines blauäugigen Jungen auf dem Boden. Er war nackt, hatte drei gebrochene Rippen und Schädelfrakturen.

 

Zudem fehlten ihm einige Zähne – und er hatte Schussverletzungen von einer Luftpistole. Gabriel wurde sofort ins Krankenhaus gebracht, starb aber zwei Tage später.

 

Er hatte Hautabschürfungen. Offene Wunden. Blutergüsse. Er hatte Schwellungen. Flecken an den Beinen. An seinem Hals fehlte Haut, Gabriel hatte also mehrere Verletzungen … von Kopf bis Fuß,“ meinte die Krankenpflegerin Alison Segal, die sich um Gabriel gekümmert hatte, gegenüber ABC7.

 

Ein System, das versagt

 

Der schreckliche Zustand des Jungen warf zunächst viele Fragen auf. Bald wurde klar, dass sein Tod der tragische Höhepunkt seiner Odyssee des Leids war.

 

Das Schlimmste daran: Es hätte alles verhindert werden können.

 

Zwischen 2003 und 2012 wurden nicht weniger als 60 Beschwerden gegen Gabriels Mutter und ihren Freund Isauro Aguirre eingereicht.

 

Viele Zeugen hatten ausgesagt, dass das Paar den kleinen Gabriel misshandelte und folterte.

 

Einige Lehrer des kleinen Gabriel beispielsweise hatten wiederholt die Behörden kontaktiert. Gabriel war nämlich oft mit blauen Augen, verletzten Händen, aufgesprungenen Lippen und anderen Narben an seinem Körper zur Schule gekommen.

 

Die Behörden und die Polizei sind der Sache jedoch nie so richtig auf den Grund gegangen.

 

Wegen der vielen Beschwerden statteten sie der Familie zwar einen Besuch ab, doch im Gespräch mit dem Polizisten behauptete Gabriels Mutter, ihr Sohn sei nach Texas gezogen, um bei seiner Großmutter zu leben.

 

Keiner der schweren Vorwürfe führte zu ernsthaften Konsequenzen oder Festnahmen, obwohl die Anzeichen für Kindesmissbrauch eindeutig waren.

 

Gabriels Tod führte zur Entlassung von vier Sozialarbeitern, die es versäumt hatten, ihre Arbeit richtig auszuführen. Auch die Polizei stand mächtig in der Kritik.

 

Die Alarmglocken waren überall. Sie wurden ignoriert. Es ist einfach unerklärlich für mich,“ äußerte sich der Bezirksvorsteher von Los Angeles, Zev Yaroslavsky, zum Vorfall.

 

Kurz nach Gabriels Tod wurden sowohl seine Mutter Pearl Fernandez (34), als auch ihr Freund Isauro Aguirre (37) verhaftet.

 

Viele Zeugen sagten bei ihrem Prozess aus, und den Geschworenen kamen bei Gabriels Geschichte wiederholt die Tränen. Die Folter, der ihm seine Eltern so lange ausgesetzt hatten, war unvorstellbar.

 

Bestraft wegen seiner Homosexualität

 

Gabriels ältere Schwester erklärte unter anderem, dass ihre Mutter und vor allem ihr Freund Gabriel ständig bestraften, weil sie ihn für homosexuell hielten.

 

Dass Gabriel schwul war, diente dem Freund und seiner Mutter als Quelle für Spott und Misshandlung. Gemeinsam zwangen sie Gabriel, mit Puppen zu spielen und in Mädchenkleidung zur Schule zu gehen.

 

Es ging nicht um Drogen. Es ging nicht um psychische Probleme,“ sagte der stellvertretende Bezirksstaatsanwalt von Los Angeles, Jonathan Hatami. Gabriel wurde missbraucht „weil [Aguirre] ihn nicht mochte … er glaubte, dass Gabriel schwul war und für ihn war das eine schlechte Sache … er tat es aus Hass auf einen kleinen Jungen.“

 

Gabriels 16-jähriger Bruder Ezequiel beschrieb den Missbrauch in erschreckenden Details. Vor allem Aguirre hatte es auf den Jungen abgesehen.

Laut Ezequiels Aussage erhielt Gabriel täglich Prügel. Er wurde auch auf andere Weise gedemütigt und musste beispielsweise altes Katzenfutter essen. Ezequiel erzählte den Geschworenen zudem, dass sein Bruder oft gefesselt und stundenlang in einem Schrank ohne Essen und Wasser eingesperrt wurde.

 

Das Paar lachte, während sie das Kind folterten, sagte Ezequiel.

 

Gabriels Grundschullehrerin, Jennifer Garcia, kämpfte vor Gericht mit den Tränen. Sie denke jeden Tag an Gabriel und daran, dass er einfach nur geliebt werden wollte.

 

Ich finde Trost im Glauben, dass er jetzt seinen Frieden hat,“ meinte sie und fügte hinzu: „Und ich weiß, dass seine Täter im Gegensatz zu ihm niemals Frieden finden werden. Sie werden ein Leben lang leiden müssen, und ich weiß, dass ich nicht alleine bin in der Hoffnung, dass sie den gleichen Missbrauch in ihrem Leben erfahren und schlimmer. “

Mutter Pearl Fernandez ergriff nur kurz das Wort und sagte, es sei ihr Leid tat und sie sich wünschte, Gabriel wäre noch am Leben, berichtet 9 News.

 

Doch sie zeigte nicht nur Reue, sondern kritisierte auch Familienmitglieder, die ihre Trauer über Gabriels Tod öffentlich gemacht hatten. Sie beschuldigte sie, sich ins Rampenlicht drängen zu wollen.

 

Nach einem langen Prozess, der das ganze Land bewegte, wurde diese Woche das Urteil ausgesprochen.

Volle Wucht des Gesetzes

 

Der Richter verurteilte die Mutter zu einer lebenslangen Haftstrafe – und ihr Freund Isauro Aguirre erhielt die Todesstrafe für Gabriels Mord.

 

Die Strafe hat dem Rest von Gabriels Familie am Ende des langen Kampfes für Gerechtigkeit einen gewissen Trost gebracht.

 

Verwandte von Gabriel führen schon lange eine Facebook-Seite, wo sie offen über das schreckliche Schicksal des Jungen sprechen, um auf die schrecklichen Umstände aufmerksam zu machen, die zu Gabriels Tod geführt haben.

Sie wollen Gabriel auch nach seinem Tod eine Stimme verleihen und der Welt zeigen, wer er wirklich war – bevor Elend und Folter sein Leben übernahmen.

 

Gabriel war ein fröhlicher, lebhafter und unglaublich liebevoller kleiner Junge.

 

Gabriel wird nichts zurückbringen, doch seine Geschichte und sein Andenken kann vielleicht dazu beitragen, dass anderen Kindern wie ihm ein ähnliches Schicksal erspart bleibt.

Sein Fall hat eine Debatte ausgelöst, die jede Gesellschaft dringend haben sollte. Wie können wir Kindesmissbrauch minimieren und verhindern? Wie können wir den Hass und die Ignoranz lindern, der überhaupt zu dieser Situation geführt haben? Schließlich waren der Mord und die Folter, die zu ihm führte, grausame Akte der Homophobie.

 

Seit Gabriels Tod haben die Behörden von Los Angeles große Veränderungen vorgenommen und die Ausbildung von Sozialarbeitern um praktische Übungen erweitert, um ihnen zu helfen, mehr Erfahrung zu sammeln, bevor sie in ihren Bereich entlassen werden.

Über Gabriels Schicksal zu lesen ist schmerzhaft. Es ist schwer begreiflich, wie jemand einem achtjährigen Kind etwas so Schreckliches antun kann.

 

Sicher ist, dass die Welt Gabriels Geschichte nicht vergessen wird. Die Gesellschaft muss an einem Strang ziehen, um anderen Kindern ein ähnliches Schicksal zu ersparen.

 

Teilt seine Geschichte, um Gabriels Andenken zu bewahren.

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