Das Leben hat immer eine seltsame Art und Weise, uns in die Zeit zurückzunehmen, indem es uns konstant daran erinnert, wo wir herkommen. Für Kitt Wakeley war es unvermeidlich, gedanklich zu seiner Kindheit zurückzukehren, obwohl seitdem sehr viele Jahre vergangen waren, denn er und seine Schwester wurden noch als Kinder getrennt und haben sich seitdem nicht wieder gesehen. Auch wenn sie in ihrer Kindheit zusammen schreckliche Situationen erlebt haben und im Pflegesystem von Familie zu Familie zogen, endete ihre persönliche Familiengeschichte, als sie von zwei unterschiedlichen Familien adoptiert wurden. Kitt ist es jedoch nie gelungen, Frieden zu finden, und er dachte weiterhin oft an seine Schwester. Bis er eines Tages eine ungewöhnliche Freundschaftsanfrage auf Facebook erhielt.
Kitt ist heute ein erfolgreicher Mann, der praktisch alles im Leben hat: eine seit Langem gut laufende Musikkarriere, eine Ehefrau, die ihn unterstützt, Kinder, ein Haus … kurzum, was könnte sich ein Mann noch vom Leben wünschen? Für Kitt gab es stets eine ungelöste Frage – ein fehlendes Stück in seinem Leben, das er rekonstruieren wollte. Er wollte seine Halbschwester Tasha finden, mit der er die ersten Jahre seines Lebens verbracht und versucht hatte, viele schwere Zeiten zu überwinden. Die beiden wurden abrupt getrennt, sobald sie von zwei guten Familien adoptiert wurden. Kitt erinnert sich noch an den Klang der raschelnden Einkaufstüten, während die Erwachsenen um ihn herum Tashas Sachen packen und sie aus dem Haus nahmen, damit sie ihre neue Adoptivfamilie kennenlernen konnte. Kitt hasst noch heute dieses Geräusch und kann es nicht ertragen: „Ich weiß nur noch, dass sie weinte und ich weinte und dass sie sie aus der Tür führten.“
Obwohl Kitt nie aufgehört hatte, an Tasha zu denken und nach ihr zu suchen, war es ihm nie gelungen, sie zu finden. Eines Tages aber erhielt er eine Freundschaftsanfrage auf Facebook von einer Frau, die behauptete, seine Schwester zu sein.
Kitt glaubte den Worten dieser Fremden nicht sofort, aber statt ihr einen DNS-Test vorzuschlafen, bat er sie um Informationen, die nur seine Schwester kennen konnte. Die Fremde antwortete korrekt, und so Kitt wusste, dass er endlich seine Schwester gefunden hatte. Oder besser: Sie war es gewesen, die ihn gefunden hatte. Als Tasha Kitts Lächeln auf einem Facebook-Foto gesehen hatte, hatte sie das Gefühl, endlich ihren Bruder gefunden zu haben, und sie lag richtig. Nach 40 Jahren hatten sie wieder Kontakt zueinander. Das Bestürzendste ist, dass die beiden feststellten, dass sie weniger als zwei Kilometer voneinander entfernt leben:
„Es ist unmöglich, dass wir in diesen Jahren nicht im gleichen Supermarkt, in der gleichen Tankstelle, im gleichen Café waren. Wir waren wer weiß, wie oft am selben Ort und hatten keine Ahnung.“
Eine Geschichte, die etwas Unglaubliches an sich hat und uns daran erinnert, wie wichtig es ist, im Leben nie aufzugeben.